georgia Krawiec

 

aus dem Projekt: Kommission zur Überwachung Schwieriger Angelegenheiten, Aktion OLSA III, 2016

 

Beweismaterial der Kommission zur Überwachung Schwieriger Angelegenheiten

Im November 2015, kurz nach Beginn der sog. Flüchtlingskrise, habe ich eine Kunstaktion durchgeführt, deren Kern die Überwachung und den Umgang mit Flüchtlingen in meinem Heimatland und in Tschechien bildet. Mit selbst gebauten Lochkameras, den „Agenten“, habe ich den Grenzfluss zwischen Polen und Tschechien, Olsa, überwachen lassen, um die vermeintlichen Flüchtlingsströme zu beobachten. Da die zwei EU-Staaten den Schutz der Menschenrechte ablehnten, habe ich mich deren Mittel bedient (der Überwachung) und deren Vergehen gegen die Menschenrechte verfolgt. Die Ergebnisse sind Fotografien des Grenzflusses Olsa, in dem die Flüchtlinge, die weder auf der polnischen noch auf der tschechischen Seite Zuflucht finden konnten, zum Vorschein kamen. Aufgrund langer Belichtungszeiten bleiben sie jedoch, Ertrunkenen gleich, dem Betrachter verborgen. Die Mission meiner Agenten, die der Kommission zur Überwachung Schwieriger Angelegenheiten angehören, blieb erfolglos: Bis heute lehnen diese beiden Staaten die Aufnahme von Flüchtlingen ab. Eine für mich unerträgliche Haltung angesichts der Exilnation Polen, die seit jeher von der Willkommenskultur anderer Völker profitiert (mich eingeschlossen!). Daher ist eine solch radikale Absage an die Menschlichkeit ein Staatsparadigma, das es weiterhin zu bekämpfen gilt. 

 


www.georgiakrawiec.net

georgia Krawiec ist eine polnische und deutsche Fotokünstlerin, die sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit den Themen Identität, Entschleunigung, Vergänglichkeit sowie Überwachung der Gesellschaft beschäftigt. Hierbei gilt der deutsch-polnischen Perspektive ihr Hauptaugenmerk. Ihre experimentellen Fotoarbeiten, Objekte und Installationen präsentiert sie seit 1993 in zahlreichen Ausstellungen in Galerien und Museen.