Hildegard Ochse

 

„Gastland Bundesrepublik Deutschland“ [Zoo von Mulhouse] ,1984, © 2019 Hildegard Ochse / Benjamin Ochse / SHOW YOUR DARLING

Über ihre Arbeit aus der Serie »Gastland Bundesrepublik Deutschland« schrieb Hildegard: »… Ich sehe den Zoo als einen Ort, an dem Tiere gesammelt und ausgestellt werden. Die Besucher gehen von einem Käfig zum anderen ähnlich wie in einer Kunstausstellung. […] Die Zoos sind ein Endpunkt in der Jahrtausende alten Beziehung zwischen Mensch und Tier. Ihre spezifische Architektur, die vom stilisierten römischen Tempeln für Löwen über den ›sozialen Wohnungsbau‹ für Kamele bis hin zu der olympischen Architektur des Vogelfreiflugraums in München reicht, ist ein historisches und soziales Spiegelbild dieser Entwicklung«.

 


 

In Bad Salzuflen wurde Hildegard Römer am 7. Dezember 1935 geboren, als Tochter von Arthur Römer (1893–1957) und Dr. phil. Maria Krusemeyer (1894–1964). Mit 16 verließ sie das bürgerliche Bad Salzuflen und reiste als Stipendiatin nach New York und weiter nach Rochester. Mit im Gepäck ihre erste Fotokamera, ein Geschenk des Vaters. Diese Kamera war es, die fortan ihr Leben dokumentierte. In Rochester lebte sie bei einer Gastfamilie, deren Vater als leitender Chemiker von Kodak tätig war. In dieser Zeit lernte sie die Grundlagen der Fotografie kennen. Nach einem Jahr kehrte Hildegard mit einem guten Senior High-School Diplom sowie anderen Auszeichnungen auf deSchiff „Andrea Doria“ zurück. Hildegard bestand 1955 ihr Abitur mit Auszeichnung und begann ein Studium für Romanistik und Kunstgeschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Brg. 1957 erhielt Hildegard ein Stipendium für Aix-en-Provence, noch im gleichen Jahr wurde sie schwanger. Im März folgte die Hochzeit und Hildegard bekam ihren ersten Sohn. Sie musste ihr Studium abbrechen und bekam noch drei weitere Kinder. 1973 zog die Familie nach West-Berlin, wo nach drei Jahren ihre Ehe scheiterte. Hildegard entdeckte Anfang 1975 ihre große Leidenschaft und Interesse zur Fotografie und Kunst. Erst lernte sie autodidaktisch und in Fotokursen der VHS Zehlendorf sowie an der Werkstatt für Photographie in Kreuzberg. Dort nahm Hildegard teil an Kursen unter der Leitung von Ulrich Görlich und Wilmar Koening sowie an Workshops bekannter US-amerikanischer Fotografen. Hildegard schuf Bilder für sich selbst und nur einem inneren Auftrag folgend. Hildegard vermittelte mit ihren Fotografien ein neues Sehen und Wissen um das, was um uns vorgeht. Ab 1978 unterrichtete sie bereits selber Fotografie an der Landesbildstelle sowie an der Pädagogischen Hochschule Berlin. Nach der Trennung von ihrem Ehemann und Neuanfang 1980 etablierte sie sich als Autorenfotografin. 1995 wurde bei ihr Leukämie diagnostiziert und sie starb im Sommer 1997. Nach ihrem Tod wurden ihre Arbeiten in zahlreichen Ausstellungen gezeigt, sie befinden sich u.a. in den Sammlungen der Berlinischen Galerie sowie in der Kunstsammlung des Bundes. In ihrem Werk setzte sich Hildegard umfangreich mit dem oftmals gespaltenen Verhältnis zwischen Mensch und Natur auf unterschiedlichen Ebenen auseinander.